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Daten, Daten, Daten!

6. Juli 2020 5 Kommentare

Seit heute muss eine Maske tragen, wer mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist. Alle halten sich daran – die Solidarität ist gross im Kampf gegen die Pandemie. Doch Solidarität ist kein Ersatz für Fakten. Und von letzteren brauchen wir dringend mehr: Wir brauchen endlich mehr Daten!

Heute bin ich mit einer Schutzmaske in der S-Bahn von Winterthur nach Zürich ins Büro gefahren. Der Bundesrat will es so, und selbstverständlich halte ich mich daran.

Klar, eine Maske ist sinnvoll, wenn ich morgens oder abends im Stossverkehr in einem vollen Waggon unterwegs bin. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist: Die Maskenvorschrift im öffentlichen Verkehr gilt generell. Sie gilt zu jeder Tages- und Nachtzeit, in jedem öffentlichen Verkehrsmittel, egal ob ich alleine im Zug sitze oder gedrängt im Tram stehe.

Wo ein solches Generalgebot verordnet wird, muss logischerweise auf der anderen Seite ein Generalproblem stehen, dem man nur mit Pauschalmassnahmen beikommen kann. Man greift zum schweren Werkzeug, wenn sich mit der Pinzette nichts mehr ausrichten lässt. Sind wir tatsächlich an diesem Punkt?

Ich habe beim Maskenzwang meine Zweifel. Ich sage das im Bewusstsein, dass es nun vermutlich politische Weggefährtinnen gibt, die mich nicht verstehen. Und politische Gegner, die ausnahmsweise einmal mit mir einig sind. Ich finde das – nebenbei gesagt – eine interessante Begleiterscheinung der Pandemie. Ob es um den Umgang mit Corona im allgemeinen oder die Maskenpflicht im speziellen geht: Da sind die politischen Lager bunt gemischt. Das hat auch etwas Erfrischendes.

Der Blindflug müsste nicht sein

Die Wurzel meines Unbehagens gegenüber der generellen öV-Maskenpflicht liegt im Umstand, dass man von der Bevölkerung einen weiteren Solidaritätseffort verlangt, obschon wir nicht wissen, ob dieser Effort überhaupt etwas nützt. Und dies schlicht und einfach, weil wir uns weiterhin auf einer limitierten Datenbasis bewegen. Nach wie vor wissen wir im Kanton Zürich bei rund der Hälfte aller Corona-Fälle nicht, wo sich die Betroffenen angesteckt haben. Nach wie vor wissen wir nicht, ob der öffentliche Verkehr ein Corona-Herd ist.

Dieser teilweise Blindflug müsste nicht sein. Die Kantonsärztinnen und Kantonsärzte könnten das ändern. Sie müssten endlich eine Zusammenarbeit mit den Open-Government-Fachleuten in den Statistischen Ämtern eingehen. Mit einer richtigen Befragungstechnik im Contact Tracing käme man nämlich zu präziseren Informationen. Und damit zu einer evidenzbasierten Politik.

In Österreich haben Behörden und Datenfachleute aufwändige Befragungen durchgeführt und deren Ergebnisse in Modelle transferiert, welche die Infektionsketten nachzeichnen (hier gehts zu weiteren Informationen). Gemäss diesen Modellen finden in öffentlichen Transportmitteln keine Corona-Ansteckungen statt. Nun kann man einwenden, dass das öffentliche Transportnetz während des Lockdowns unterbenutzt gewesen sei und dass in Österreichs öffentlichem Verkehr bereits seit Mitte April eine Maskenpflicht herrsche – kurz: dass sich die österreichischen Daten nicht auf die aktuelle Situation in unserem Land übertragen lassen würden.

Doch das stimmt so nicht. Die Zahlen aus der Nachbarschaft sind durchaus interessant für uns. Erstens reichen die Recherchen zu den Ansteckungsketten bis in die Vor-Lockdown- und Vor-Maskenpflicht-Zeit zurück. Zweitens ist die entscheidende Frage ja nicht, ob prall gefüllte Trams und Züge punkto Infektionsrisiko kritisch sind (es bezweifelt niemand, dass sie es sind). Die entscheidende Frage ist, ob der öffentliche Verkehr ganz generell ein Corona-Hotspot ist. Um auf diese Frage antworten zu können, helfen auch Daten, die nicht im öV-Vollbetrieb erhoben worden sind.

Präzis- statt Pauschalmassnahmen

Hätten wir mehr Daten zu den Ansteckungsketten und wüssten genauer, wer sich wo angesteckt hat – dann könnten wir anstelle von symbolischen Pauschalmassnahmen tatsächlich wirksame Präzismassnahmen ergreifen.

Zum Beispiel Massnahmen auf der Stufe der einzelnen Transportunternehmen: Es macht Sinn, wenn die Rhätische Bahn während der stark frequentierten Sommerferienwochen in ihren Zügen eine Maskenpflicht verordnet. Es macht aber keinen Sinn, wenn in der Zürcher S-Bahn, die während der Sommerferien meistens halbleer ist, ebenfalls eine generelle Maskenpflicht gilt. Man könnte dort jedoch eine Tragpflicht während der Stosszeiten – zum Beispiel von 7 bis 8 und von 16:30 bis 19:30 Uhr – anordnen.

Klar: Die Generalpflicht zum Maskentragen ist auch symbolische Politik. Sie bringt sichtbar zum Ausdruck, dass die Behörden weiterhin engagiert und gewissenhaft gegen die Pandemie ankämpfen. Die Präsenz von Masken im öffentlichen Leben veranschaulicht, dass wir das Virus nach wie vor ernst nehmen müssen. Masken sind eine Art Vergegenwärtigungsvehikel. So betrachtet hat symbolische Politik durchaus ihre Berechtigung.

Unbefriedigend ist aber, wenn man in der Politik auf Symbolik setzt, weil es an Fakten mangelt. Die ganze epische Maskendiskussion ist im Grunde vor allem Ausdruck davon, dass unsere Pandemiebekämpfung nach wie vor eine zentrale Schwäche hat: die fehlenden Daten.

Gerne wiederhole ich deshalb, was ich schon einmal geschrieben habe: «Daten machen die Welt nicht besser und nicht schlechter. Aber sie zeigen, was ist, und das ist schon viel: So geben sie uns die Chance, die richtigen Entscheide zu treffen. In der Pandemie sind die Daten ein Teil der Kur und die Datenspezialisten in den statistischen Ämtern und anderswo ein Teil des Rettungsteams. Ohne sie ist der Kampf gegen das Virus um ein Vielfaches schwieriger.»

Bild: Seit heute herrscht eine generelle Maskenpflicht im Schweizer öV. (Quelle Pixabay)

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Kategorie: Blog Tags: Push

Reader Interactions

Kommentare

  1. Rosmarie Perrin schrieb

    6. Juli 2020 um 17:29

    Vielen Dank für den Bericht!!
    Genau so empfinde ich das Maskenobligatorium auch: ich wünschte mir mehr Differenzierung, punktuelle Obligatorien anstatt generelle. Mir kommt es vor als sei dies eine zu rasche, nicht vollumfänglich durchgedachte Reaktion auf die steigenden Infektionszahlen gewesen. Wieso soll ich generell eine Maske im ÖV tragen , wissend dass gleichzeitig sich viele Leute in Clubs ohne Maske aufhalten?
    Das Ganze passt irgendwie nicht zu den bisher doch recht wohlüberlegten, viele Faktoren einbeziehenden Entscheide der Behörden.
    Ich möchte auch wissen, wie die Bedingungen sein müssen, damit das Maskenobligatorium wieder aufgehoben wird.
    Und man sollte wirklich viel mehr Kräfte dafür einsetzen um herauszufinden ob der ÖV wirklich ein Ansteckungsherd ist.

    Antworten
  2. Beat Schneider schrieb

    14. Juli 2020 um 21:47

    Liebe Frau Fehr
    Ihr Kommentar macht mir Sorgen. Wie der dringenden Masken-Empfehlung im ÖV nachgekommen wurde, wenn Die Abstände nicht eingehalten worden sind, wissen wir. Dass es zu solchen Situationen immer wieder kommt auch. Wie sollen solche Stosszeiten wie sie es nennen durchgesetzt werden? Maskentragen tut wirklich keinem weh. Jetzt über eine Lockerung zu sprechen, jetzt gerade, wo im ganzen Kanton Zürich das Virus aufflackert, finde ich unvernünftig. Klar, wissenschaftliche Evidenz ist notwendig, aber es gibt nun mal erst erste Studien. Aus Deutschland zB. die eine Wirksamkeit nachweisen. Und schaut man nach Israel und Florida, wo erneut Lockdowns notwendig sind, da Lob ich mir Südkorea oder Taiwan, die sicher auch dank Masken die Ausbreitung gegenwärtig besser im Griff haben als der Kanton Zürich. Ja, für das Masken tragen aus Solidarität für die Schwächeren!

    Antworten
  3. Thierry Blanc schrieb

    15. Juli 2020 um 09:38

    Grundsätzlich guter Artikel.
    Die Frage geht jedoch weiter: Notwendigkeit.

    Risikogruppe: Wir wissen nun, welche Menschen gefährdet sind, ca. 4%. Diese können sich mit Masken schützen, die Viren nachweislich filtern. So können 96% wieder normal leben und Herdimmunität aufbauen.

    Ursprünglich sollte die Kurve flach gehalten werden. Das haben wir längst erreicht. Die mögliche zweite Welle kommt wenn überhaupt kaum vor Winter.

    Wenn keine Notlage besteht, ist die Maskenpflicht gesetzeswidrig.

    PS: wir hatten 11 Coronatote und 13 Verkehrstote im Juni. Ich bin für Tempo 30 auf den Autobahnen – aus Solidarität.

    Antworten
  4. Carola Steiner schrieb

    16. Juli 2020 um 15:52

    Wow.

    Die Message war “Maske tragen ist wichtig, jeder soll das eigenverantwortlich tun” und niemand hat es gemacht. Die SBB dagegen gepoltert, weil die Leute ja mit dem Auto fahren könnten, weil sie keine Maske tragen möchten. Also – ohne klare Kommunikation und Regeln funktioniert es nicht. Die Infektionszahlen zeigen es.

    Aber im Sommer in der räthischen Bahn ist es so heiss, vielleicht dort doch lieber keine Maske. Und in der S5, da kratzen die Masken immer so, also dort bitte eine Ausnahme. In der ersten Klasse ist die Bestuhlung grosszügiger, da braucht es auch keine. Und bei denen mit Sternzeichen Fisch und Widder ist Corona eh nie schlimm, denen hilft einen Maske auch nix (ausser dass sie vielleicht nicht andere anstecken), also die brauchen auch keine.

    Und die Österreicher haben es ja bewiesen, im öffentlichen Verkehr gibt es keine Ansteckung. Gut, anderes als in Ischgl müssen in Österreich im öffentlichen Verkehr auch alle schon seit langem eine Maske tragen. Und ausserdem, heutzutage gibt es auch viel weniger ungeplante Kinder, also sind Kondome oder die Pille offensichtlich ja so was von unnötig…

    Corona scheint Menschen zu verändern. Oder wie kann es sein, dass die SP plötzlich zur Vertreterin des “alle anderen sind mir egal, wenn ich an Corona krepiere, dann kümmert’s mich eh nicht mehr, wenn sie auch” Manchester-Liberalismus wird, und die SVP (welche sonst mit Populismus, Abgrenzung und Nähe zu Verschwörungstheorien zu glänzen scheint) plötzlich die einzige Vertreterin einer durchdachten Gesundheitspolitik stellt?

    Antworten
  5. Dani Fuchs schrieb

    22. Juli 2020 um 06:17

    Liebe Frau Fehr

    Vielen Dank für ihren anregenden Artikel, welcher mir aus dem Herzen spricht! Obwohl ich mich natürlich daran halte, stehe ich dem Entscheid zum generellen Maskenzwang im ÖV sehr kritisch gegenüber und ich betrachte Ihren Diskussionsbeitrag als wichtigen Input. Man sollte ja auch in Krisenzeiten Dinge hinterfragen können. Doch scheint mir, dass speziell in der jetzigen Zeit die Toleranz für kritische und konstruktive Einwände sehr klein ist.
    Dasselbe gilt auch für die hitzig geführte Impfdebatte. Zu diesem Thema hätte ich mir gewünscht, dass Sie in ihren Medieninterviews den selben kritischen Geist an den Tag legen. Der Impfstoff wird ja generell als die grosse Rettung der Corona-Krise dargestellt und ist der Hoffnungsträger schlechthin. Doch dies muss ernsthaft in Frage gestellt werden. Insbesondere empfehle ich Ihnne und Ihren LeserInnen dieses Interview mit dem Biowissenschaftler Clemens Arvay, https://www.youtube.com/watch?v=mfh4vHCEty0 , weil er es schafft, die möglichen Gefahren dieser RNA-Impfstoffe verständlich zu erläutern. Vorallem kritisiert er das Tempo, mit welchem diese Impfstoffe entwickelt werden. Allfällige Langzeitschäden werden so nicht ausgeschlossen. Eigentlich beängstigend, aber darüber wird nicht gesprochen.
    Freundliche Grüsse

    Antworten

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