
Die grossen Weichenstellungen für unsere Gesellschaft treffen wir mittels politischer Entscheide. Darum ist es so wichtig, dass sich alle daran beteiligen – auch junge Menschen!
Kürzlich habe ich ein bei einem Statement eines jungen Klimaaktivisten leer schlucken müssen. Er – ein engagierter junger Mensch, der viel bewegen will – ist desillusioniert von uns Politikerinnen und Politikern. Ja: vom ganzen politischen System.
Klar: Es lässt sich nicht nur in der Politik und mittels Politik etwas bewegen in der Welt. Man kann auch ausserhalb des Systems politischer Entscheidfindungen – das zugegebenermassen manchmal zäh und langsam ist – etwas bewegen. Viel bewegen, sogar. Aber ebenso klar ist: Die grossen Weichenstellungen für unsere Gesellschaft, die werden mittels politischer Entscheide getroffen.
Und wer sich einlässt auf dieses politische System, auf die Knochenarbeit, die dazugehört – profitiert auch viel. Politik ist spannend, macht Freude, ist aufreibend. Und unendlich befriedigend und bereichernd.
In meinem Alter darf man bereits ein wenig altklug zurückblicken. Und wenn ich das tue, wird mir klar: Ich habe nirgends so viel gelernt wie in der aktiven Politikarbeit.
Meinen ersten politischen Kampf als Jugendliche habe ich verloren. Es ging um eine Panzerhalle in Elgg, heute ein Armeelogistikzentrum. Die lokale SP gründete ein Komitee gegen den Bau der Panzerhalle. Unnötig sei diese, die Armee überrüstet und sowieso: Es war die Zeit, in der die GSOA-Initiative lanciert wurde.
Mir passte dieses Umfeld. Ich erlebte zum ersten Mal, was es hiess, politisch gegen den Strom zu schwimmen. Und ich wusste: Hier gehöre ich dazu.
Ich bin ziemlich sicher: Das geht vielen jungen Menschen heute auch so – ob sie nun politisiert werden vom Kampf gegen den Klimawandel oder über andere grosse Herausforderungen unserer Gesellschaft nachdenken. Diese – ich denke da zum Beispiel an die Digitalisierung, die Migration oder die finanzielle Absicherung im Alter – haben nämlich eines gemeinsam: Sie betreffen vor allem die kommenden Generationen. Denn sie müssen am längsten mit den Folgen unserer politischen Entscheide in diesen Bereichen leben.
Wir brauchen Junge in der Politik!
Dass es junge, engagierte Menschen gibt, die sich desillusioniert vom politischen System abwenden: Das müssen wir verhindern! Und dass es junge Menschen gibt, die erstmal auf den «politischen Geschmack» gebracht werden müssen: Auch das soll uns wichtig sein!
Und weil das so wichtig ist, lanciert der Kanton Zürich ein Projekt zur Stärkung der politischen Beteiligung von Jungen: «Rede mit!». Es bringt Lernende von Berufsfachschulen mit Politikerinnen und Politikern zusammen. Eine Studie der Universität Zürich im Auftrag meiner Direktion der Justiz und des Innern hat nämlich erstens gezeigt, dass Berufsfachschul-Lernende wesentlich weniger an Volksabstimmungen teilnehmen als Mittelschülerinnen und Mittelschüler. Und dass Jugendliche zweitens mehr politische Bildung in der Schule und einen einfacheren Zugang zu Infos zu Wahlen und Abstimmungen möchten.
«Rede mit!» macht Politik erlebbar
Genau das bietet «Rede mit!»: Anhand konkreter und aktueller Vorlagen diskutieren Lernende und Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker zusammen. Und lernen so, wie man sich in der politischen Arena äussert – und wie man sich eine eigene Meinung bilden kann.
So wird Politik hautnah erlebbar.
Denn es ist wie überall: Trockenübungen alleine reichen nicht. Der Staatskundeunterricht vermittelt wichtiges Wissen über unser politisches System. Wie man sich darin erfolgreich bewegt, das lernt man jedoch nur im praktischen Anwenden. Und genau darum bringt das Projekt «Rede mit!» einen Mehrwert für alle: Für die Lehrpersonen, weil es ihnen ein Paket in politischer Bildung anbietet. Für die Jugendlichen, weil sie damit im Unterricht ganz handfest Politik erleben. Und für die Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker auf den Podien, weil sie so an ihrer Debattenfertigkeit feilen können.
Das Tolle an diesem Projekt: Es ist von Jungen für Junge. Der Kanton arbeitet bei «Rede mit!» nämlich mit denjenigen zusammen, die’s am besten wissen: mit erfahrenen Akteuren der Jugendpolitik. Der Verein Discuss it führt seit 2016 politische Podiumsdiskussionen an Zürcher Berufsfachschulen und Gymnasien durch. Der Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ unterstützt mit dem Angebot easyvote die Kooperation. Und das Jugendparlament Kanton Zürich verfügt über mehrjährige Erfahrung in der Durchführung von politischen Veranstaltungen.
Dass Staat und zivilgesellschaftliche Organisationen im Bereich der politischen Bildung zusammenarbeiten, ist neu und könnte auch als Modell für andere Kantone dienen.
Ich auf jeden Fall bin gespannt auf die Erfahrungen, die wir dazu im Kanton Zürich machen werden. Und hoffe ganz fest, dass die eine oder andere der Berufslernenden ihren Platz in der politischen Welt finden wird – so wie ich damals in Elgg. Dass sie für sich erkennen: Ich will mitgestalten.
Denn es ist sonnenklar: Wir brauchen die Jungen in der Politik!
Alles zum Projekt «Rede mit!» hier.
Sehr geehrte Frau Fehr
Nehmen wir mal an, selbstverständlich völlig fiktiv, eine Transgender Person wird wegen eines Vergehens zu 6 Monaten Haft, unbedingt, verurteilt… Er/Sie, oder was auch immer, kommt in das Gefängnis, muss sich ausziehen und da hängt ein Schnäbeli (kann auch selbstverständlich auch eine Vulva sein)… Wo bringen sie diese Person unter… Bei den Männern geht nicht, sonst kann er/sie klagen, aber im Frauen Gefängnis gehts noch viel weniger, da es sonst zu massiven Ausschreitungen kommt… Einzelhaft geht auch nicht… Was ist ihre Lösung…?