
Heute haben Stadt und Kanton Zürich zusammen mit der Zürcher Kunstgesellschaft das weitere Vorgehen in der Auseinandersetzung um die Sammlung Bührle vorgestellt. An einem unabhängigen Runden Tisch sollen die verschiedenen Akteure gemeinsam die Evaluation der bisher geleisteten Provenienzforschung organisieren. Der eingeschlagene Weg zeigt beispielhaft, wie verantwortungsbewusste Politik geht.
Wer von den Wählerinnen und Wählern ein politisches Amt anvertraut bekommt, übernimmt Verantwortung. Das klingt banal, ist für mich aber der Kern der politischen Arbeit. Wir Politikerinnen und Politiker sind nicht nur unseren eigenen Wählerinnen und Wählern, sondern der gesamten Gesellschaft schuldig, unsere Positionen bestmöglich einzusetzen – das heisst: so einzusetzen, dass wir als Gesellschaft einen Schritt weiter kommen.
Diese Verantwortung bedeutet konkret, dass es uns nicht darum gehen darf, Probleme zu bewirtschaften, also Konflikte zu zelebrieren und Sturheit zu praktizieren – in der Hoffnung, dass wir damit im politischen Showkampf punkten.
Wir sind gewählt, um Probleme zu lösen.
Und Probleme löst man nicht gegeneinander, sondern miteinander.
Schritt zur Seite
Der Runde Tisch zur Provenienzforschung Sammlung Bührle, dessen Konzept Stadt und Kanton Zürich und die Zürcher Kunstgesellschaft heute vorgestellt haben, freut mich vor diesem Hintergrund ausserordentlich.
Der Konflikt um die Sammlung und die Herkunft der einzelnen Werke hat tiefe Gräben gerissen, die Vorwürfe waren laut und dezidiert, die Positionen der verschiedenen Akteure liegen weit voneinander entfernt.
In dieser Situation haben Stadt, Kanton und Kunstgesellschaft entschieden, selber zur Seite zu treten und einen Prozess einzuleiten, in dem die Organisationen, die aus ihren verschiedenen Rollen heraus Kritik geübt haben, sich konstruktiv einbringen können.
Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem Runden Tisch unter der Leitung eines umsichtigen, kompetenten Delegierten (vielen Dank, Felix Uhlmann, für Ihre Bereitschaft und Ihr Engagement!) einen Prozess eingeleitet haben, der den Weg aus dem Konflikt weisen und zu einem guten Ergebnis führen kann.
Fortschritt verlangt Bewegung
Nicht jede politische Auseinandersetzung braucht einen Runden Tisch. Es gibt auch andere Formen, die zu guten Lösungen führen. Was sich in diesem Fall aber exemplarisch zeigt, und was für alle politischen Auseinandersetzungen gilt: Fortschritt entsteht, wenn sich Menschen bewegen.
Das heisst konkret: Fortschritt entsteht, wenn die Akteure einer Auseinandersetzung trotz – oder gerade wegen – ihrer unterschiedlichen Positionen sich darum bemühen, Brücken zu suchen und Brücken zu bauen. Wenn man ernsthaft reden und zuhören und nicht einfach nur die eigenen Positionen deklamieren will. Wenn man sich austauschen und nicht bloss markieren will. Wenn man wirklich gestalten und verändern und nicht allein sich selber inszenieren will. Kurz: Wenn sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung bewusst sind.
Ich wünsche dem Runden Tisch viel Erfolg – und bin überzeugt: Die Art, wie hier Stadt, Kanton und Kunstgesellschaft einen Weg aus dem Konflikt gesucht und gefunden haben, könnte auch für andere Konfliktlagen Inspiration sein.
Bild: Die Sammlung Bührle ist im neuen Chipperfield-Bau des Kunsthaus’ Zürich ausgestellt. (Quelle: PD)
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