
Hinter uns liegen Monate der Einschränkung, und das war richtig so. Doch jetzt – in den Ferienwochen – ist es höchste Zeit für eine Liste des Erlaubten. Als kleine Sommerbegleiterin und als Wegweiser in die Zukunft.
Ich habe nicht gerne Verbote.
Und auch wenn ich weiss, dass sie in den letzten Monaten unumgänglich und richtig waren: Ich hatte doch manchmal den Eindruck, Niklaus Meienberg mit seinem kernigen «Da taar me nöd» stehe an jeder Ecke. (Kleine Übersetzungshilfe für alle aus Winterthur-West: «Da taar me nöd» heisst «Das darf man nicht».)
Es gehört ja zur kollektiven Corona-Erfahrung, dass sozusagen über Nacht ein ganzes Sortiment von Alltagsroutinen auf den Index des nicht-angemessenen Verhaltens kam: Händeschütteln, Sitzungen am Besprechungstisch, Essen mit Freundinnen, Besuche bei Eltern und Grosseltern, Begrüssungsküsse, Umarmungen…
Damit wir uns nicht an ein Leben im Dschungel von Verboten gewöhnen, möchte ich hier in meinem letzten Blog vor der Sommerpause all jenen Dingen Platz einräumen, die man darf. Sozusagen als Sommerversprechen. Aber auch als Orientierungshilfe für eine freie Gesellschaft, die ihre Skepsis gegenüber behördlichen Einschränkungen nie verlieren darf.
Wandern, entdecken, geniessen
Lassen wir die Verbote deshalb im Hintergrund und blicken auf all das, was wir dürfen:
Wir dürfen wandern, spazieren und flanieren. Wir dürfen mit dem Velo die Umgebung erkunden, längst vergessene Museen wiederentdecken, das Bücherregal leer lesen, uns in Serien vergessen, neue Musikrichtungen kennenlernen. Und vor allem: Wir dürfen uns treffen und gemeinsame Abende auf Balkonen und Terrassen, an Seeufern und Feuerstellen, in Parks und Gärten verbringen.
Was ich so vorhabe?
Ich erkunde wandernd neue Gebiete in den Schweizer Alpen.
Ich beobachte die Steinböcke und Gämsen im Engelbergertal.
Ich miete das Mobility Cabrio und fahre zu Badeseen in der Umgebung.
Ich geniesse Kaffee- und Apéro-Stunden mit all jenen Freundinnen und Freunden, die ich in den letzten Monaten nicht sehen konnte.
Ich treffe mich zum Bräteln an versteckten Feuerstellen am Fluss.
Ich entdecke neue Trails fürs Mountain-Biken auf Genuss-Niveau.
Ich lese Ian McEwans «Kindeswohl» im Abendlicht in der Hängematte.
Und wenn’s regnet, ziehe ich mich ins Kino zurück und schaue mir «Berlin Alexanderplatz» an.
Ja, wir müssen mit dem Virus leben lernen (eine Formulierung, die das Zeug zum Wort des Jahres hat). Wohl wahr. Für mich heisst das, trotz Virus frohe, fröhliche, erholsame, gesellige Stunden und Tage zu verbringen. Ich hoffe, für Sie auch.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen von Herzen einen schönen Sommer.
Bild: In den Ferien die Schweizer Berge erkunden – zum Beispiel den Alpstein: grossartig! (Quelle: Pixabay)
Aha, jetzt habe ich Ihre Blogs endlich besucht.
Der hier passt gerade zu meiner Situation, wohin ich in den nächsten drei Wochen nicht in die Ferien gehe.
In der Einschränkung neue Freiheiten entdecken, so habe ich die anstrengendsten Monate meines Berufslebens seit dem Stillstand erlebt. Jetzt weiss ich, wie’s geht.